Die Wirkungskraft der Natur nutzen

Über einen längeren Zeitraum besuchte ein Klient, nennen wir ihn Stefan, in regelmässigen Abständen von vier bis fünf Wochen Einzelcoachings. Sein Auftrag lautete einen Plan für seine nächsten Schritte zu finden. Er hatte kein Ziel und wusste deshalb auch nicht in welche Richtung er beruflich wie privat gehen sollte. In den Gesprächen haben wir uns mit seinen Stärken und Fähigkeiten, wie mit seinem Verhaltensmuster und Lebensstil auseinandergesetzt.

Stefan wurde ersichtlich, dass er sich nach Neuem sehnt und in guter Gemeinschaft die „Welt“ entdecken möchte. Er fühle sich gut, wenn er helfen kann. Sein Ist-Zustand aber, wie er sagte, gleiche eher einem zerlegten Flieger im Hangar. Er warte auf einen klaren Auftrag, um Schritte zu wagen oder bildlich gesprochen abzuheben. Während dem Coachingprozess wurde dem Klienten bewusst, dass er nicht selbst entscheiden will wohin es gehen soll, da er ansonsten Verantwortung übernehmen müsste. Keine eigenen Ziele zu haben, bringt den Vorteil nicht entscheiden zu müssen. Denn Entscheidungen könnten Konflikte auslösen, so seine innere Überzeugung, weshalb er in der Vermeidung stehen blieb, mit dem Preis der Unzufriedenheit. Stefan wurde sein eigenes Verhalten bewusst, jedoch scheiterte er darin, dieses zu verändern und Entscheidungen zu riskieren.

Ergänzend zu den Coachinggesprächen hat sich Stefan für eine „Active Retreat“ (Trekking und Coaching) nach Lappland angemeldet, um sich vertieft seiner Frage nach dem „nächsten Schritt“ zu stellen.

Eine Woche wandern, in einer kleinen Gruppe von maximal zehn Teilnehmer, durch arktische Wälder, Fjorde, Schluchten und an Wasserfällen vorbei, im Gebiet zwischen Abisko und Nikkaluokta, das zu den schönsten Trekkingrouten Europas zählt. Keine anderen Menschen weit und breit, kein Handyempfang, nur die Weite mit ihren bezaubernden Farben des Indian Summers und der Stille inmitten rauer und wilder Landschaft. Die Natur bietet einen wichtigen Abstand vom Alltag. Ruhe finden und ungezwungen die Suche nach eigenen Fähigkeiten und Stärken unter die Füsse nehmen.

Das Unterwegs sein ist Abenteuer und Erholung zugleich. Es fördert den Mut und die Bereitschaft, sich auf das Leben und die eigenen Visionen und Träume einzulassen und sich zu Fokussieren. Es hilft, den Kopf ‚auszulüften‘ und sich im wortwörtlichen Sinn neu zu ‚erden‘. Das ‚Schritt-für-Schritt Vorangehen‘, das ganz ‚Bei-Sinnen-Sein‘ in der Natur, die Reflexion und der Austausch über die gemachten Erfahrungen sind gerade dann eine Hilfe, wenn in der momentanen Lebensetappe ein eigentlicher ‚Berg‘ vor einem liegt.

Einen solchen Berg hatten wir Wortwörtlich am dritten Tag unserer Expedition. Die Teilnehmer hatten die Route so gewählt, dass wir einen schneebedeckten Pass überqueren mussten. Ich kannte diese Route und empfahl, dass wir am Vortag so weit wie möglich aufsteigen, bis zur Schneegrenze, um die kalte Nacht in einer kleinen Schutzhütte zu verbringen. Das Wetter wurde über Nacht schlechter und dicker Nebel, starker Wind, sowie Schneefall setzten ein. Jeweils am Morgen, starten wir mit einem zehn Minuten Impuls als Tagesthema, den ich als Coach gebe. An diesem Morgen ging es um den Preis, den man bezahlt, um ein Ziel zu erreichen. Denn „träumen ist gratis, den Traum zu leben kostet viel.“

Jeden Morgen frage ich jeweils, ob ein Teilnehmer die Tagesleitung übernehmen möchte und die Gruppe durch Navigation und Streckeneinteilung führt. Stefan hatte sich an diesem Tag für die Herausforderung der Tagesleitung entschieden. Er hatte die ganze Gruppe anhand des GPS durch den dicken Nebel geführt, mit eisernem Willen und Ausdauer die anstrengenden Höhenmeter im steilen und schneebedeckten Gelände auf den Pass vorgespurt.

Nach der Passüberschreitung hat Stefan die Führung abgegeben und im langen Abstieg, bei anhaltendem Schneegestöber, welches weiter unten in Regen überging und uns völlig durchnässte, jeden einzelnen Stein „verflucht“. Mental völlig am Limit hatte er als hinterster der Gruppe am Abend das Ziel erreicht: Eine warme Holzhütte im Tal. Die schwedische Sauna war vom Hüttenwart schon eingeheizt worden und für uns bereit. Unser Sieg an diesem Tag wurde in der Schwitzstube so richtig gefeiert, das Erlebte in einer lockeren Runde reflektiert und über die individuellen Erlebnisse ausgetauscht.

Diese Tagesetappe wurde eine wichtige Erfahrung und wertvolle Metapher für Stefan, die eine Isomorphie zu seinem Alltag herstellte. Mit einem klaren Ziel vor Augen hatte er Verantwortung übernommen und die ganze Gruppe im Anstieg sicher angeführt. Im Abstieg hingegen, als er sich „gehen liess“, nahm er seine gewohnte „Opferrolle“ ein und gab allen und allem die Schuld für seine Umstände. Der Unterschied seiner Haltung und der resultierenden Folge daraus wurde Stefan an diesem Berg offensichtlich und hat ihm geholfen erste Schritte in seinem Alltag zu wagen.

Durch eine Expedition begeben wir uns in naturnahe Herausforderungen. Das lösen dieser Aufgaben soll befähigen, gewohnte Verhalten in bestimmten betrieblichen oder privaten Alltagssituationen mit neuen Strategien zu begegnen und zu verändern. Wir verlassen das normale Anwendungsfeld und trainieren „off the job“ in einem zeitlich und räumlich getrennten Umfeld, neue Wahrnehmung soll geschult und alte Muster hinterfragt, sowie Stärken gestärkt und Grenzen erweitert werden.

Ganzheitliches Lernen

Der Begriff Ganzheitlichkeit, impliziert im Rahmen des Natur- und Erlebniscoachings, das vielseitige Lernen durch Körper, Geist und Seele. Eine vielseitige Förderung der menschlichen Potentiale durch die drei Bereiche Sehen, Hören und Fühlen, wobei der Kanal des Fühlens, der für die affektiven und emotionalen Inhalte zuständig ist, stärker bedient wird, während in einem „normalen“ Coaching mehr der kognitive Zugang genutzt wird.

Die Erlebnispädagogik geht davon aus, dass Lernen auf Erlebnissen basiert. Zu Erfahrun­gen werden sie, wenn das Erlebte reflektiert und transferiert wird. Erfahrungslernen geschieht demnach, wenn Reflexionen Veränderung anstoßen und initiieren.

Drei verschiedene Lern- und Transfermodelle unterstützen den Natur- und Erlebniscoach in seiner Begleitung von Klienten.

The mountains speak for themselves

„Die Berge sprechen für sich selbst“. Das ursprüngliche Wirkungsmodell geht von der Devise aus „Erleben statt Reden“ und „Die Natur ist die beste Lehrmeisterin“. Durch herausfordernde und eindrückliche Situationen in der Natur werden Handlungen erzwungen und man vertraut, dass diese individuellen Wirkungen, bewusst oder unbewusst, sich in die Alltags-(Arbeits-)Situation übertragen.

Lernen durch Reflexion

Während das oben genannte Modell nur auf die prägende Wirkung von Erlebnissen in der Natur setzt, wird nun die Reflexion als wichtiger Zwischenschritt eingeführt, mit dem Ziel, dass aus dem Erlebten bewusste Erfahrungen werden und Lernprozesse angestossen werden.

Lernen durch Metaphern

Metaphern, in Outdoor-Trainings gezielt und bewusst eingesetzt, führen nach Steven Bacon zu nachhaltiger Veränderung. Jede Outdooraktivität sollte eine Metapher für eine Lebens- oder Arbeitssituation darstellen, die eine strukturelle Ähnlichkeit (Isomorphie) zwischen Alltag und Outdoorübung herstellt. Im Idealfall befindet sich der Teilnehmer dann in zwei Realitäten, in der die Isomorphie ihn dazu bringt, einen unbewussten Vergleich zwischen Verhalten im Alltag und in der Übung gelernten Verhaltensalternativen zu ziehen und daraus zu lernen.

Die drei Wirkunsmodelle stellen verschiedene Arten auf unterschiedliche Wege dar und der Natur- und Erlebniscoach pendelt situativ zwischen den Modellen, während er den Prozess begleitet.

Einer der ausschlagenden Argumente, ein Outdoor-training als ein hilfreiches und förderliches Mittel zu gebrauchen ist, dass der Teilnehmer in realen und herausfordernden Bedingungen mit „offenen Karten spielt“. Lebensstile, Verhalten und Denkmuster kommen unweigerlich an die Oberfläche, die Masken fallen, man kann sich nicht verstecken und so-tun-als-ob, was wiederum viel Feingefühl und Didaktik des Natur- und Erlebniscoaches erfordert damit der Klient in einer ermutigenden Atmosphäre wachsen kann.

Ausbildung zum Natur- und Erlebniscoach

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https://coachingplus.ch/erlebnis-naturcoach/

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