Persönlichkeits–
entwicklung in drei Schritten
Leben bedeutet Wachstum und Entwicklung. Körperliche und geistige Reife entwickeln sich jedoch nicht im gleichen Tempo. Während der physische Alterungsprozess auf natürliche Art fortschreitet, geschieht die persönliche Entwicklung und Reifung nicht von allein. Viele Menschen sehen erwachsen oder sogar weise aus, sind jedoch geistig und emotional in den Kinderschuhen steckengeblieben.
Persönlichkeitsentwicklung bedeutet in unserem Charakter, also unserer Denk- und Verhaltensweise zu reifen. Wir haben Persönlichkeitszüge, die eher statisch, da angeboren und kaum veränderbar sind, während wir andere Eigenschaften selbst erlernen, formen und ausbauen können. Manche davon benötigen im Lauf der Zeit eine Korrektur, weil wir uns zu sehr verbiegen lassen haben oder gewisse Ausprägungen zu extrem ausleben.
Bedienen wir uns an dieser Stelle der Metapher des Steinmetzes. Persönlichkeitsentwicklung ist wie die Arbeit an einem Felsblock, der zu einer Figur geformt wird – gleicht das Leben nicht manchmal einem Hammerschlag? Das eigentlich Bildhafte an diesem Vergleich ist, dass wir das Material nicht ändern, jedoch dem was vorhanden ist, eine immer schönere Form geben können. Die Arbeit des Steinmetzes wiederum benötigt Zeit und Anstrengung.
Um diesen Gestaltungs- und Reifeprozess in Gang zu bringen, sind drei wesentliche Arbeitsschritte erforderlich: Erkenntnis, Akzeptanz und Bereitschaft, die sich fortlaufend wiederholen.
1. Erkenntnis (Selbsterkenntnis)
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, also die Erkenntnis wie wir denken, fühlen und handeln, ist der erste Schritt des Prozesses. Modelle wie unser 4-Typen Modell helfen sich selbst und andere besser zu verstehen. Durch Reflexion werden Ängste, Motive, Antreiber sowie Wünsche, Werte und Stärken bewusst.
Erkenntnis entdeckt das eigene individuelle und unglaubliche Potenzial – Potenzial (lat. potentia) bedeutet eine Stärke oder Fähigkeit, die zwar vorhanden, aber noch nicht in ihrer wahren Grösse entfaltet ist – um es zu nutzen.
2. Akzeptanz (Selbstakzeptanz)
Zu akzeptieren, wie man ist, klingt widersprüchlich. Denn Reife setzt eine Entwicklung und einen Prozess voraus. Doch Akzeptanz bedeutet auch die eigenen Grenzen anzuerkennen.
Und an dieser Stelle setzen wir ein Statement gegen alle Selbstoptimierer und Wunschdenker. Nein, wir können nicht alles werden, was wir wollen. Wir können nur versuchen die beste Version von uns selbst zu werden.
Akzeptanz bedeutet auch, uns mit unserem Charakter, unserem Potenzial – nicht mit dem, was andere haben – anzufreunden. Dem, was in einem drinsteckt, den nötigen Wert geben und sich so selbst anzunehmen.
3. Bereitschaft (Selbstveränderung)
Veränderung beginnt paradoxerweise mit Innehalten und Wahrnehmen der eigenen Lebensmuster und Motive. Dies tun wir jedoch meist erst, wenn unsere Lebensstrategien nicht mehr greifen, zu viel Geschirr zerschlagen ist oder uns eine Krise unweigerlich ausbremst.
Durch äusseren Wandel, schwierige Situationen, energieraubende Konflikte, Konfrontationen mit Krankheiten oder Schicksalsschlägen werden unsere Gewohnheiten und Lebensstile herausgefordert. Solche oder ähnliche Umstände, auch wenn sie schmerzhaft oder unangenehm sind, Ängste auslösen und uns unsere Sicherheit nehmen, sind oft hilfreich und notwendig, um eine Transformation zu ermöglichen.
Was wir dazu benötigen, ist eine Bereitschaft uns auf solch eine Veränderung einzulassen. Die Entwicklung geschieht dann von selbst.
Zusammenfassender Auszug aus unserem neuen Buch: Ich du und andere Komplikationen – Sich selbst und andere verstehen anhand des 4-Typenmodells (Riemann-Thomann).
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