Als Paar mehr Selbstkenntnis und Selbstkompetenz gewinnen
Markus* und Sonja* (Namen geändert) sind sich, als sie sich für ein gemeinsame Zukunft entscheiden, ihrer Unterschiedlichkeit bewusst. Aber man kann ja miteinander reden. Doch die Realität hat ihre eigenen Gesetze. Das gemeinsame Unterwegssein entwickelt sich immer mehr zu einer Überforderung. Als sie dem Enneagramm-Persönlichkeitsmodell begegnen, dringen auf einmal Beschreibungen des eigenen Verhaltens und das des Partners ins Bewusstsein. So kann man tatsächlich sein?! Schon allein diese Erkenntnis klärt die Beziehung zwischen Markus und Sonja ein gutes Stück.
«Der Mensch wird erst am Du zum Ich». Dieses Zitat von Martin Buber ist vielen von uns bekannt. Es sind die uns nahen Mitmenschen, die einen grossen Einfluss auf unsere Persönlichkeitsentwicklung haben. Im guten wie im weniger guten Sinn.
Persönlichkeitsmuster haben eine Wechselwirkung
«Das Leben ist schön» lautet das Motto von Markus. Er hat keine Probleme und kann sich, ohne gross zu überlegen, immer wieder auf neue Projekte einlassen. Für Sonja ist der Weg das Ziel. Sie braucht länger, um eine Entscheidung zu treffen und nimmt es allgemein gemächlicher. So lebt er im Turbomodus und mit dem Gedanken, seine Frau mitschleppen zu müssen. Dauerndes Motivieren und Überzeugen findet er herausfordernd. Sie fühlt sich konstant überfordert und ungenügend, ihre Kritik an ihm nimmt zu.
So nehmen die gegenseitigen Wechselwirkungen ihren Lauf. Sonja fällt in eine Depression, während Markus ihr dauernd zu erklären versucht, dass «alles doch nicht so schlimm» ist. Das persönliche Erleben und die Sichtweise des Partners sind für beide nicht nachvollziehbar. Die eigenen Persönlichkeitsmuster haben sich jahrelang «bewährt» und sie stufen sie selbst als gut ein. So haben sie es gelernt.
Jahrelang finden Sonja und Markus immer wieder «unwiderlegbare» Gründe für ihr eigenes Verhalten. Beide fühlen sich missverstanden, ohne ein Ende in Sicht.
Das Enneagramm fördert die Selbstkompetenz
Es ist Sonja, die sich um konkrete Hilfe bemüht. Auf ihrer Suche stösst sie auf das Enneagramm mit seinen neun Persönlichkeitsmustern, was ihre Neugier weckt. Auch Markus mit seiner Begeisterungsfreudigkeit lässt sich darauf ein.
Mit der Zeit erkennt er, dass er durch sein spontanes Verhalten, sein Lebenstempo und seine Ideenvielfalt Sonja laufend in Bedrängnis gebracht hat, weil er insgeheim das Gleiche von ihr erwartete. Er lernt, hinzusehen und Konflikte auszutragen, statt einfach vor ihnen zu flüchten.
Sonja stellt fest, dass sie zu den Menschen gehört, die, wenn andere erst langsam warm gelaufen sind, schon ziemlich erschöpft sind. Sie hält jedoch sehr lange durch, wenn sie ihr eigenes Tempo leben kann. Harmonie ist ihr wichtig. Wird diese gestört, kostet es sie viel Kraft und «die Lichter gehen aus».
Immer mehr werden unserem Paar die eigenen typischen Persönlichkeitsmuster ersichtlich. Markus erkennt, dass das Leben schön sein darf, dass in seinem Fall jedoch weniger Aktivität zu mehr Lebensqualität führt. Sonjas Kritik ändert sich immer mehr in Richtung wertschätzende Kommunikation. Allmählich tauchen auch ihre weichen Seiten auf, die ihr erlauben, gut auf ihre Selbstfürsorge zu achten.
Sonja und Markus erörtern gemeinsam ihre Anteile am bisherigen Weg und beschliessen einen Neuanfang. Ihr untergründiger Konkurrenzkampf entwickelt sich immer mehr zu Synergie.
Sonja scherzt mit Markus:
«Du bist mein Beschleuniger» und er antwortet: «… und du mein Tempomat». Beide lachen. Treffender könnte es nicht sein!
Verständnis und Toleranz fördern
Während uns Stress und oft überhöhte berufliche und private Ziele in den «Autopiloten» fallen lassen, fördern gesunde Denk- und Verhaltensweisen unsere Selbstkompetenz.
Abgestumpft und gefühllos unterwegs sein – so etwas will kein Mensch. Dieser Zustand entwickelt sich manchmal schleichend.
Wie wir unterwegs sind, ist Gewohnheitssache. Gewohnheiten wurden eingeübt und haben sich allmählich aufgebaut. Sie können auch Schritt für Schritt wieder abtrainiert werden. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Das Verständnis für andere Denk- und Sichtweisen ist eines der wichtigsten Fundamente in einer funktionierenden und sich positiv entwickelnden Gesellschaft. Vielfalt macht reich. Das gilt auch im zwischenmenschlichen Bereich. Vielfalt wirkt wie eine positive Irritation.
Statt Alltagstrott wird die Beziehung zu uns und unseren Mitmenschen, und damit das Leben, reicher.
Das Enneagramm: für alle, die Menschen begleiten und auch sich selbst besser kennenlernen möchten
In der Begleitungspraxis ist das Enneagramm ein wichtiges psychologisches Modell, das hilft, Tendenzen der Ratsuchenden zu erkennen und die dahinterliegende Motivation zu erarbeiten. Es ist ein psychologisches Erkenntnis- und Entwicklungsmodell, das sehr praktisch erklärt, wie wir Menschen denken/fühlen/handeln, ohne die komplexe Dynamik einer Persönlichkeit einzugrenzen.
Das Enneagramm wurde über Jahrhunderte hinweg entwickelt und wissenschaftlich fundiert erforscht und beschrieben.
Wie kein anderes Modell fördert es die Selbstkenntnis und dient damit der Persönlichkeitsentwicklung und der Erhöhung der Sozialkompetenz.
Das Enneagramm kennenlernen – Einführungstag