Coachingplus bietet eine Ausbildung zum Enneagramm-Trainer an. Was versteht man unter diesem Persönlichkeitsmodell genau? Ein Überblick. Wer bin ich und welche Eigenschaften machen mich aus? Das Persönlichkeitsmodell Enneagramm beschreibt neun Typen mit jeweils prägnanten Charakteristiken, Denk- und Verhaltensweisen und hat ein wesentliches Ziel: Selbsterkenntnis.
Das Enneagramm bietet einen roten Faden, an dem wir uns orientieren können. Wir lernen, eigenes und fremdes Handeln besser zu verstehen und in der Folge auch anders zu reagieren.
Die Enneagramm-Lehre beinhaltet ein über Epochen umfangreich erarbeitetes Wissen über die verschiedenen Charaktere von Menschen. Man vermutet, dass erste Vorläufer bereits in der Mystik der Antike zu finden sind, sei es mit christlichem oder mit sufistischem Hintergrund.
Bis heute wird das Enneagramm durch Erkenntnisse aus der modernen Psychologie und natürlich aus der Praxisanwendung laufend ergänzt. Als Urheber der moderneren Fassung des Modells wird der bolivianische Philosoph Oscar Ichazo genannt. Durch seine systematisierte Niederschrift und die Erkenntnisse des chilenischen Psychiaters Claudio Naranjo wurde das Enneagramm immer mehr mit Praxiserfahrungen abgeglichen.
Der Durchbruch im deutschsprachigen Raum geschah 1989 durch das Buch «Das Enneagramm. Die neun Gesichter der Seele» des Franziskanerpaters Richard Rohr und des deutschen Theologen Andreas Ebert.
Welche Enneagramm-Typen gibt es?
Wir zählen neu verschiedene Persönlichkeitstypen. Jeder Persönlichkeitstypus zeichnet sich durch charakteristische Eigenschaften aus, die sein Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen und sein Wertesystem bestimmen.
- Enneagramm-Typus 1 – der Perfektionist: Ich weiss, was richtig ist. Der Enneagramm-Typus 1 hat hohe Ansprüche an sich selbst und andere. Er ist perfektionistisch und idealistisch. Seine Gewissenhaftigkeit wird sehr geschätzt. Steht er unter Druck, neigt er zum Nörgeln und zu Besserwisserei. Einser tragen mit ihrem Scharfblick und ihren hohen Idealen oft zu Problemlösungen bei und können Verbesserungen antreiben. Wenn Perfektionisten zu etwas mehr Gelassenheit finden, können sie ihr Leben zunehmend leichter gestalten.
- Enneagramm-Typus 2 – der Geber/Helfer: Ich gebe, also bin ich. Helfen und Fördern ist dem Enneagramm-Typus 2 ein starkes Anliegen. Er ist sehr auf andere Menschen fokussiert und praktisch immer hilfsbereit, fürsorglich und mitfühlend. Behaglichkeit und Harmonie sind für ihn wichtige Werte. Er lebt vom Gefühl, gebraucht zu werden und gibt, um zu bekommen. Um seine Ziele zu erreichen, kann er auch in Schmeichelei oder emotionale Manipulation verfallen. Er gestaltet sein Leben am besten, wenn Geben und Nehmen sich die Waage halten.
- Enneagramm-Typus 3 – der Macher: Ich bin unermüdlich. Der Enneagramm-Typus 3 ist selbstbewusst, wettbewerbs- und erfolgsorientiert. Er steht gern in der ersten Reihe, entwickelt neue Ideen und nimmt Risiken auf sich. Ein flexibler Manager, der effizient arbeitet. Seine Währung sind Erfolgserlebnisse und Anerkennung. Mit seiner positiven Ausstrahlung kann er auch andere für seine Ziele begeistern. Wenn Dreier echter Barmherzigkeit und Loyalität Raum lassen, erhalten sie mehr Anerkennung als Mensch und nicht aufgrund ihrer Leistung.
- Enneagramm-Typus 4 – der Individualist/Künstler: Individualität als Lebensantrieb. Der Enneagramm-Typus 4 hat ein starkes Bedürfnis, aus der Menge herauszustechen. Dafür verfügt er über einen ausgefeilten Geschmack oder einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik. Das Besondere, das Exzentrische zieht ihn magisch an. Vierer sind oft treue und verlässliche Freunde und respektieren das Besondere in jedem Menschen. Oft werden diese sensiblen Romantiker von den harten Tatsachen des Lebens eingeholt und sind in der Folge niedergeschlagen, launenhaft, arrogant oder entmutigt. Von aussen nach innen zu kommen und sich selbst zu genügen, lässt die Vierer mehr zur Ruhe kommen.
- Enneagramm-Typus 5 – der Beobachter und Denker: Die Welt im Kopf. Der Enneagramm-Typus 5 sieht die Welt durch die Brille von Konzepten und Modellen. Er ist wissenshungrig und neugierig und zeichnet sich durch seine ausgeprägte Fähigkeit zu systematischem und gründlichem Denken aus. Auf Mitmenschen können Fünfer distanziert wirken. Sie sind nicht so die Gefühlstypen. Dinge zu überstürzen ist nicht ihr Ding, da sie erst einmal alles durchdenken. Manchmal wirken sie wie weltfremde Einzelgänger, die sich sehr gut in ihre eigenen vier Wände oder ihre Studierstube zurückziehen können. Ein Loslösen von Details hilft ihnen, mehr Raum für lebenswichtige Emotionen zu finden.
- Enneagramm-Typus 6 – der Ängstliche/Skeptiker: Ich gehe auf Nummer sicher. Der Enneagramm-Typus 6 hat ein starkes Sicherheitsbedürfnis und fühlt sich in Gruppen wohl, die ihn emotional unterstützen und beschützen können. Sechser sind starke Familienmenschen und gehen manchmal über ihre eigenen Kräfte, um ihr soziales Umfeld genügend zu schützen. Zusammengehörigkeit ist für sie ein starkes Motiv. Sie sind meist loyal, zuverlässig und verantwortungsbewusst. Vertrauen aufzubauen, fällt ihnen schwer, weshalb sie oft misstrauisch und skeptisch sind. Mit ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn solidarisieren sie sich mit Unterdrückten und Schwachen. Der Weg ins Urvertrauen verhilft ihnen zu mehr Gelassenheit und Lebensqualität.
- Enneagramm-Typus 7 – der Optimist/Idealist: Ist das Leben nicht schön! Der Enneagramm-Typus 7 bevorzugt das Fröhliche im Leben. Er ist charmant, optimistisch, einfallsreich und freiheitsliebend. Sein Unbehagen gegenüber Verpflichtungen und Bindungen kann ihn jedoch auch zu einem unzuverlässigen Zeitgenossen machen, der seine Versprechungen bereuen und nicht einhalten mag. Wegen ihrem Bedürfnis nach Abwechslung sind Siebener ausgesprochen produktiv und erfinderisch und lassen sich gerne auf neue Wege ein. Wird Neues zur Routine, verlieren sie das Interesse daran. Ein absichtsloses Erforschen der Umwelt verhilft ihnen zu mehr tief empfundener Lebensfreude.
- Enneagramm-Typus 8 – der Herausforderer/Boss: Ich kämpfe für das Gute! Ihre hohe Energie, ihre Entschlussfreudigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen machen Menschen vom Enneagramm-Typus 8 zu begabten Führungspersönlichkeiten. Achter schiessen auch gerne mal über das Ziel hinaus. Zum Beispiel, wenn jemand anders die Führung übernimmt. Sie sind dominant und neigen dazu, in Konfrontation zu gehen, um sich an anderen zu messen. Stellen sie ihre gewaltige Energie in den Dienst eines grossen Ganzen, sind sie zu enormen Leistungen fähig. Achter scheuen sich vor Blösse und wollen keine Angriffsfläche bieten. Wenn sie aus ihrer Kampfhaltung «gegen» zu einem machbaren «Für» kommen, gewinnen sie für sich und andere an menschlicher Nähe.
- Enneagramm-Typus 9 – der Friedensstifter: Ich bin zufrieden. Wenn es darum geht, die Harmonie in einer Gruppe zu wahren, sind Menschen vom Enneagramm-Typus 9 unerreicht. Sie vermitteln und gleichen aus. Als gute Zuhörer können sie sich leicht in unterschiedliche Positionen einfühlen. Grössere Herausforderungen empfinden sie schnell als Druck, was die Begeisterung und in der Folge die Kraft der Neuner gründlich dämpfen kann. Routinearbeiten hingegen sind sie nicht abgeneigt. Konflikte und Streit bringen Neuner schnell aus der Ruhe. Wenn sie die ihnen innewohnenden Kräfte freisetzen, überzeugen sie mit autarker Tatkraft.
Wie bei jedem Persönlichkeitsmodell geht es auch bei den verschiedenen Enneagramm-Grundtypen nicht um einen Vergleich zwischen besser oder schlechter. Es sagt nur etwas darüber aus, wie ein Individuum die Welt sieht, auf sie zugeht und sich in ihr verhält.
Der Enneagramm-Typus beschreibt die hervorstechendsten Persönlichkeitsmerkmale, welche eine Grundtendenz darstellen. Sie sind die Kapitäne in unserem Alltag und haben einen grossen Einfluss auf unser Denken und Handeln.
Differenziert wird das Enneagramm-Typensystem durch die sogenannten «Flügel»
Die Typen, die auf dem Enneagramm-Diagramm rechts und links neben dem Grundtypus liegen, werden Flügel genannt. So hat zum Beispiel ein Zweier («Helfertyp») oft auch Züge von Einsern («Perfektionisten») und/oder Dreiern («Macher»). Je nachdem, welche Einflüsse stärker sind, spricht man von einem «linken Flügel» oder einem «rechten Flügel». Flügel sind enorm wichtig, weil sie neue Handlungsmöglichkeiten aufzeigen.
Jetzt das Enneagramm besser kennenlernen und das Leben neu gestalten
Coachingplus bietet neu eine fundierte Ausbildung zum Persönlichkeitsmodell des Enneagramm, sowie die erste diplomierte Enneagramm-Trainer-Zertifizierung der Schweiz an.
- Das Enneagramm kennenlernen – Einführungstag
- Coachingkompetenzen erweitern – 10-tägiger Studiengang für angewandtes Coaching