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Psychologie im Coaching: Alfred Adler’s Individualpsychologie

Braucht es in einem Coachinggespräche auch ein Psychologie-Grundlagen-Wissen seitens des Coaches? Ich bin überzeugt: ja. Steht doch im Gespräch der Mensch und nicht dessen Problem im Fokus. Eine Psychologie die sich im Coaching sehr bewährt, ist die Individualpsychologie.

Über meine Überzeugungen in Fragen rund um Coaching-Methoden, Gespräche und meine Basis, der Individualpsychologie.

1. Ein guter Coach lebt von seinen Kompetenzen

Coaching, so wie wir es bei Coachingplus verstehen, geht auf die Individualpsychologie von Alfred Adler zurück. Diese zählt zu den drei grossen etablierten tiefenpsychologischen Schulen. Ihre Anfänge liegen um 1910. Das bedeutet: Seit rund 100 Jahren arbeiten Fachleute an und mit ihr. Sie ist auf Herz und Nieren geprüft und hat sich in der Praxis bewährt. Ich selbst arbeite seit rund 25 Jahren mit dieser bewährten Psychologie.

Coaching im Sinne der Individualpsychologie setzt den Fokus auf das Zuhören und Fragen. Sein Auftrag ist das Hineinhören in die Ratsuchenden, mit dem Ziel, deren Denkmuster und -verhalten zu verstehen. Ebenso wichtig sind einfühlende Fragen, um die Welt des Gegenübers erweitern.

Eine gelungene Coaching-Sequenz braucht Empathie.

«Die rein analytische Diagnostik bewegt … noch gar nichts – sondern erst die einfühlende, intuitive Aufbereitung des gesamten Beziehungsgeflechtes, sodass die Beteiligten die Auswirkungen in sich nachvollziehen können, löst das Problem. Dies ist individualpsychologische Diagnostik.»

hat Dr. Herrmann Bayer, Executive Coach & Consultant treffend kommentiert [1].

(1: Coaching-Kompetenz: Persönlichkeit und Führungspsychologie, Ernst Reinmann Verlag)

2. Ein Coach braucht Menschenkenntnis

Coaches arbeiten «am Menschen», weshalb sie zwingend Wissen über das menschliche Denken, Fühlen und Handeln benötigen. Es liegt auf der Hand: Psychologische Kenntnisse sind die Grundlage für ein professionelles Coaching.

«Viele Coaches arbeiten lediglich auf der Ebene der Praxistheorie und kombinieren verschiedene Tools miteinander… Die Coaches der zweiten Generation sind wenig mit den theoretischen Wurzeln ihrer Beratungsarbeit vertraut.»,

stellt Gerhard Roth [1] fest. (Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten: Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern, Klett-Cotta, 2016)

Nicht selten gerät ein Coaching-Gespräch zu einem Suchen und Tasten im Irrgarten. Tools helfen dann wenig, obwohl sie gemeinhin als Zauberinstrumente gehandelt werden. Ich meine:

Methodische Vielfalt ist hilfreich, doch macht die Aneinanderreihung von Tools noch keinen guten Coach aus.

Ich lege Wert auf eine tragfähige Arbeitsgrundlage und setze dabei auf die Individualpsychologie. Sie erklärt das menschliche Handeln in schlüssiger Weise und legt die Grundlage für eine ganzheitliche Intervention. Sie setzt auf Selbstverantwortung des Kunden und individuelle Interventionen.

(1: Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten: Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern, Klett-Cotta, 2016)

3. Der Coach braucht Interventionstechniken

«Ich bin, wie ich mein Leben gestalte»

Eine Besonderheit der Individualpsychologie ist das Konzept des Lebensstils. «Das Individuum ist … sowohl Bild wie Künstler,» schreibt Alfred Adler. Er zeigt, dass der Mensch sein Leben und was daraus entsteht schöpferisch selbst gestaltet. Der Lebensstil enthüllt die grundsätzliche und alles andere umfassende Lebensanschauung einer Person. Sie legt persönliche Ziele und Haltungen offen und ist zugleich die Basis für Handlungen, Gedanken und Gefühle eines Menschen.

Mit Hilfe des Lebensstilkonzepts gewinnt der Mensch ein Verständnis für seine sich wiederholenden Muster.

Er kann sich selbst besser verstehen und Selbstverantwortung übernehmen. Der Lebensstil und die private Logik werden von unterschiedlichsten psychologischen Schulen aufgegriffen und neu deklariert, darunter das Lebensskript (Eric Berne), Glaubenssätze (NLP) sowie die Schematherapie (Jeffrey E. Young).

Wenn sich der Kunde im Wege steht

«Viele Coaches scheitern an inneren Blockaden des Kunden», konstatiert Ulrich Dehner in der Wirtschaftspsychologie aktuell (Ausgabe 2/2017, S. 40).

Blockaden sind Denkmuster der Form «Das-geht-aber-nicht».

Für ein fruchtbares Gespräch braucht der Coach Interventionsmöglichkeiten – Methoden, mit deren Hilfe es gelingt, die blockierenden inneren Muster zu erkennen und aufzulösen.

4. Der Coach gestaltet die Arbeitsbeziehung

Auch für die gegenseitige Wertschätzung hat Alfred Adler die Grundlage gelegt:

«Gemeinschaftsgefühl ist, mit den Augen eines anderen zu sehen, mit den Ohren eines anderen zu hören, mit dem Herzen eines anderen zu fühlen.»

Die gelebte Gleichwertigkeit zieht sich als roter Faden durch ein Coaching-Gespräch.

Ein Zufall ist das nicht: Die viel zitierte Augenhöhe ist die Grundlage für ein effektives Lernen. Wo sich Menschen sicher fühlen und offen sind, sind sie aufnahmebereit. Jeder Coaching-Prozess ist aus der Sicht des Kunden ein persönlicher Lernprozess.

Für mich ist die soziale Gleichwertigkeit die Basis für tragfähige Beziehungen. Menschen gleichwertig zu begegnen, ist weniger ein Tun als eine Haltung. Diese Überzeugung lebe ich jeden Tag.

5. Der Coach braucht (Selbst-) Wahrnehmungsfähigkeit und Reflexion

Im Alltag treffen wir auf unzählige Situationen, in denen wir unseren Denkrahmen erweitern sollten oder müssten. Oft fehlt es an einem frischen Blick. Am Mut, neue Wege zu gehen. So bleibt alles beim Alten.

«Wer immer das Gleiche tut, wird immer das Gleiche bekommen», hat schon Henry Ford gesagt.

Coaching ist ja nichts anderes, als ein gestützter Denkprozess mit dem Ziel, die Gedankenwelt des Kunden zu erweitern. Der Coach hilft seinem Kunden, eine übergeordnete Sichtweise einzunehmen. So gelingt es, unbefangen über Situationen und Gegebenheiten zu reflektieren.

Es entsteht ein «Denk-Raum», innerhalb dessen der Kunde aus seinen Verhaltensweisen, Handlungen, Reaktionen und Wertungen Schlussfolgerungen zieht. Dieser Abstand ist unabdingbar.

Gibt es keine andere Möglichkeit der Selbstreflexion? Selbstverständlich sind Ratgeber oder schriftliche Arbeitsblätter hilfreich. Doch können sie die Selbstreflexion nur in Teilen begleiten. Einer vollständigen Selbsterkenntnis steht der berühmte blinde Fleck im Weg – das, was den Menschen behindert, was aber keiner an sich selbst entdecken kann. Für diesen blinden Flecken braucht die Selbstreflexion das Zwiegespräch.

Wer andere in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt, ist gut beraten, bei sich selbst anzufangen. Eine Coaching Ausbildung bereitet auf die Tätigkeit als Coach vor und setzt zugleich Impulse für die Persönlichkeitsentwicklung des angehenden Coaches.

6. Ein guter Coach macht Mut

Mut ist die alles überragende Triebfeder, wenn Menschen über sich selbst hinauswachsen. Keine andere innere Kraft ist so direkt mit der persönlichen Entwicklung verbunden. Mut führt immer zum Tun und Handeln. Mut führt zu Wagemut.

Mut gehört zu den Eigenschaften, die unser Leben beeinflussen. Ob Erfolg, Hoffnung oder Glück: Immer hat Mut einen entscheidenden Einfluss darauf, wie unser Leben verläuft. Der Mensch braucht einen Rahmen, in dem er seinen Mut entfalten kann. Jeder Mensch hat Mängel und Grenzen – und deshalb braucht es Mut zum Menschsein. Mut ist die Grundlage zur Selbstbejahung.

Sophia Loren soll gesagt haben:

«Ganz und gar man selbst zu sein, kann schon einigen Mut erfordern.»

Menschen, die mutig sind, leben mit Hingabe. Auch Durchhaltewillen und Selbstaufopferung gehören dazu. In Erzählungen und Märchen ist der Mut oft mit heldenhafter Furchtlosigkeit verknüpft. Mutiges Handeln erfordert einen Verzicht auf Sicherheit. Ohne dem bräuchte es keinen. Wer mutig handelt, geht ein Risiko ein.

Manchen scheint es besser zu sein, auf der sicheren Seite zu bleiben. Theo Schoenaker zeigte mit seinem Ermutigungskreislauf [1], dass Ermutigung zu einer positiven Erwartung führt. Die Offenheit für das, was kommt, hat zur Folge, dass die ermutigte Person ein positiveres inneres Selbstgespräch führt und sich etwas zutraut, was sie zuvor als schwierig erachtet hatte. Dieses Vertrauen in sich selbst führt dazu, etwas tatsächlich auszuprobieren. Etwas, das man sich ursprünglich nicht zugetraut hätte. Ermutigung – ob Selbst- oder Fremdermutigung – bringt den Kreislauf der Ermutigung in Gang.

Die uneingeschränkte Wertschätzung, die der Coach ausspricht, führt zur Ich-Stärkung. Coaching ist Ermutigung. Sollten Sie dieses Prinzip noch nicht kennen, integrieren Sie es sofort in Ihr Coaching!

(1: Mut tut gut: Für eine bessere Lebensqualität, RDI-Verlag)

7. Der Coach braucht Wagemut

Welche Menschen, sind aus Ihrer Sicht richtig mutig? Welche Menschen bewundern Sie für ihren Wagemut? Über sich selbst hinauszuwachsen, ist eine Entscheidung, denn immer wieder gilt es, die eigene Komfortzone zu verlassen. Es kommt darauf an, mit einem gewissen Risiko leben zu lernen.

In welchen Situationen haben Sie persönlich die Komfortzone verlassen? Wenn Sie Menschen fordern und fördern wollen, sollten auch Sie als Coach sich immer mal wieder auf Neues einlassen und Ihre Grenzen überschreiten. Wann hatten Sie das Gefühl, da geht noch mehr und haben einen weiteren Schritt über Ihre persönlichen Grenzen hinausgemacht?

8. Der Coach denkt und handelt immer lösungsorientiert

Dem Kunden Fragen zu stellen, öffnet diesem die Möglichkeit, mit eigenem Wissen einen förderlichen und nützlichen Schritt zu machen. Die Gewohnheit, viele Fragen zu stellen, muss und darf von jedem Coach kultiviert werden. Gut und schnell in ein Gespräch einzutauchen, ist wichtig.

Meine Devise lautet: schnell starten und stark abschliessen. Fragen geben dem Gegenüber einen Raum, die eigenen Gedanken weiterzuentwickeln und Platz zu schaffen bzw. Freiraum zu gewinnen. [1]

Haben Sie immer den Kunden im Fokus! Meine gesamte Aufmerksamkeit in einem Gespräch ist auf den Kunden gerichtet. Mein Fokus ist immer der Kunde, nicht das genannte Problem. Dieser beschreibt die Frage- bzw. Problemstellung aus seiner Sicht.

Als Coach führe ich den Kunden, damit er sich immer wieder auf sich selbst fokussiert.

Coachen Sie den Kunden, nicht das Problem.

Ein gutes Coaching ist zudem lösungsorientiert.

Der professionelle Coach trainiert kontinuierlich die Fragetechnik:

  • Was möchten Sie erreichen?
  • Wie starten wir?
  • Was haben wir bis jetzt in diesem Gespräch erreicht? Was ist noch offen?
  • Was war das Hilfreichste?
  • Welche Optionen haben Sie: Was könnten Sie tun?
  • Was brauchen Sie noch, damit Sie einen Schritt weitergehen?

Bei jeder Antwort gilt es nachzuvollziehen, wie das Gegenüber denkt. Der Kunde ist der Hauptdarsteller in seinem Leben. Geben Sie Ihrem Kunden den Raum dazu und führen Sie ihn einige Schritte weiter, damit er/sie über sich selbst hinauswachsen kann.

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